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„GOIL!!! Das ist ja ’Gravity‘ zum Nachspielen.“ :-)))
Einige Zeit (und etwas weggewischtem Sabber) später kristallisierte sich anhand nachfolgender Infos und endgültiger Magazin-Tests heraus dass ich mit dieser Wunschvorstellung nur zum Teil richtig lag. Was genau ist „Adr1ft“ nun eigentlich? Wenn man es genau nimmt nichts anderes als ein weiterer Walking-Simulator einschließlich der Genre-typisch bekannten, recht gemächlichen Spielart plus minimalst gehaltenem Gameplay. Doch unter seinen Genre-Kollegen genießt es einen gewissen Sonderstatus, denn der Erd-Orbit als Handlungsschauplatz und die völlig freie Bewegungsmöglichkeit im Vakuum sind für einen herkömmlichen Walking-Simulator kaum alltäglich. Daher lebt „Adr1ft“ insbesondere (oder hauptsächlich?) von seinem Setting, dem Gefühl der totalen Schwerelosigkeit, seiner außerordentlichen Grafikpracht und der damit verbundenen (nicht-irdischen !) Atmosphäre – was nicht unbedingt auf eines jeden Spieler-Geschmack Anklang finden kann/ muss.
Zuerst ist alles schwarz. Langsam machen wir die Augen auf. Und sehen nach wie vor nur Schwärze um uns herum. Die Schwärze des Alls, wie wir schnell registrieren. Direkt vor uns, inmitten dieser kosmischen Finsternis, erblicken wir ein Trümmerfeld. Und wir mittendrin. Denn dieses Trümmerfeld war mal unsere orbitale Raumstation „Northstar“. Jene Station, auf der wir, Alex Oshima, als führende Kommandantin Forschungsarbeiten geleitet und durchgeführt haben. Nun aber treiben Teile der auseinandergerissenen Station in alle Richtungen. Was ist passiert? Wo ist die restliche Mannschaft? Wie schaffen wir es zurück zur Erde? Zurück nach Hause?
Ab hier beginnt unser Kampf ums Überleben. Keine Zeit zum Grübeln, der Sauerstoff-Tank unseres Raumanzugs ist fast aufgebraucht, unsere Helm hat auch einiges davongetragen. Mit den Schubdüsen des Anzugs schweben wir auf den nächstliegenden Zielpunkt hin den unser HUD anzeigt um uns dort um das Sauerstoff-Problem und die Helm-Schäden zu kümmern. Die weitere – und zugleich auch einzige – Zielvorgabe besteht darin die wichtigsten Systeme der „Northstar“ zu reparieren und in Betrieb zu nehmen, damit wir mit dem Notfall-Shuttle zur Erde zurückkehren können. Dazu müssen wir uns gemäß HUD-Anzeige von einem Zielpunkt zum nächsten begeben, ins Innere diverser noch einigermaßen intakter Trümmerstücke gelangen, Terminals bedienen, versiegelte Türen öffnen… Und zwischendurch immer wieder kostbares 0² tanken, denn der Sauerstoff dient neben unserer eigenen Lebenserhaltung auch als wortwörtlicher „Treibstoff“. Zu oft einen Richtungsschub ausgelöst, sinkt der Atemluft-Stand stetig, weshalb der Blick regelmäßig auf diesem wandert und man immer nach kleinen Sauerstoff-Containern Ausschau hält die innerhalb der Stations-Korridore wie auch außerhalb zu finden sind. Mutet anfangs spannend an, doch gibt es besagte 0²-Pullen fast überall in ausreichenden Mengen, zumal der Anzug bereits frühzeitig mit Upgrades ausgestattet werden kann die nicht nur dessen Antriebsgeschwindigkeit erhöhen und Integrität verstärken, sondern auch die Sauerstoff-Tank-Kapazität ausweiten. Das regelmäßige Befüllen ist damit zwar weiterhin nicht von der Welt, es erlaubt einem dafür längere Distanzen ohne ständige Tank-Unterbrechung zurück zu legen… Sofern man sich nicht total verfranst, ständig gegen Wände/Objekte aneckt oder nicht mit der Luft wegen ständiger Kurskorrekturen verschwenderisch umgeht.
Womit wir auch schon bei der Fortbewegung sind, denn diese stellt die einzige, aber auch tatsächliche Herausforderung dar. Da es im All bekanntlich kein Unten sowie Oben gibt gestaltet sich das exakte Erreichen des nächsten Zielpunktes als gar nicht so simpel. Hat man es erstmal verinnerlicht dass neben Beschleunigen und Abbremsen ausschließlich Drehungen im X-/Y-/Z-Achsen-Prinzip möglich sind sollte die Steuerung gut von der Hand gehen, der Rest hängt vom eigenen Fingerspitzengefühl sowie Orientierungssinn ab. Ob nun Tastatur-Maus-Kombi oder klassisches Gamepad, die Navigation klappt im Allgemeinen gut wenn man sie richtig zu beherrschen lernt, meiner einer hat nur der Bequemlichkeit halber zum Pad gegriffen.
Ansonsten bleibt halt zu sagen dass „Adr1ft“ viel aus seiner Story, seiner Stimmung und seiner Präsentation zu holen versucht. Große Überraschungs- oder gar Schreckmomente in Form von Scripted Events gibt es nicht, ergo folgen nach der bereits stattgefundenen Katastrophe keine weiteren Höhepunkte um den Puls zu beschleunigen. In genau diesem Punkt grenzt sich das Spiel wieder von seinem filmischen Vorbild ab; im Kern haben beide die gleiche Ausgangssituation, nur in der Art wie die Story voranschreitet gehen Spiel wie Film eigene Wege. Wo „Gravity“ den Grat zwischen Space-Survival-Thriller und Drama wagt beschränkt sich „Adr1ft“ ganz allein auf die dramatische Komponente. Während des hauptsächlichen Plans das Rettungsshuttle fit zu machen stößt Protagonistin Alex Oshima immer wieder auf Audio-Logs und Server-Mails welche nicht nur ihre Beziehung zur den anderen Astronauten erläutern, sondern auch Stück für Stück andeuten wie es überhaupt zu der Zerstörung der „Northstar“ kommen konnte. Diese häppchenweise Fütterung weiss gut zu motivieren – sofern man sich die Mühe macht und wirklich jedes Elektro-Dokument abgreift. Rauscht man stattdessen nur von Zielpunkt zu Zielpunkt bis zum Ende, verpasst man die spannende Geschichte hinter „Adr1ft“ und bleibt über die persönlichen Hintergründe jedes einzelnen Crew-Mitglieds und so auch über die tragische Schlussnote im Unklaren.
Mir gefiel der Plot recht gut, noch mehr aber die Technik die in „Adr1ft“ steckt. Irgendwie scheint die Unreal4-Engine dazu prädestiniert zu sein ausgerechnet in Walking-Simulatoren im allerbesten Lichte zu erstrahlen, wie zuvor schon gesehen in „Kholat“ oder „The Vanishing of Ethan Carter“. Mit scharf-texturieren Oberflächen, jeder Menge optischer Abwechslung - was trotz des gewollt sterilen Stationslooks schon ein Kunststück für sich ist – und vielen atemberaubenden Perspektiven aufs gigantische Trümmerfeld ist dieses Space-Drama ein absoluter Blickfang – die wohl nur noch mit der VR-Version zu toppen sein wird.
Fazit:
Technisch höchst beeindruckend und vom Immersionsgefühl unglaublich realistisch, beides kann man bei „Adr1ft“ dick und fett unterstreichen. Vom spielerischen Aspekt her scheidet es mit Sicherheit die Geister, eben weil echtes „Spiel“ kaum vorhanden ist, aber das haben die meisten Walking-Simulatoren ja so an sich. Darum ist dieser gut 5-stündige Trip ins All nur jenen zu empfehlen die schon bei „Gravity“ steilgehen und mit dieser einzigartigen Atmosphäre, dem Astronauten-Feeling was anzufangen wissen. Alle anderen könnten aufgrund falscher Erwartungen womöglich enttäuscht werden.
- Geinale Space-Atmo
- Hübsche Unreal4-Grafik
- Walking-Simulator mal anders
- Schöne Story
- geringer Spielumfang
- Steuerungs gewöhnungsbedürftig